Manche Dinge sind für uns Lieblingsstücke, weil wir ihnen eine besondere Zuneigung entgegenbringen. Kann ich meinem Lieblingsstück dann sozusagen „fremdgehen“, indem ich noch ein weiteres Exemplar oder Ersatzteil kaufe? Von meiner komischen Beziehung zu einigen Gegenständen…
Erstmal möchte ich hier ein dickes fettes Dankeschön loswerden. Dass sich viele Menschen nach meinem letzten Blogpost in den Kommentaren gemeldet haben, hat mich unglaublich glücklich gemacht. Ich war mir echt nicht mehr sicher, ob dieser Blog noch in die richtige Richtung geht und ob die Leser mitgehen, wenn ich eine andere einschlage. Deshalb war dieser viele Zuspruch auch so wichtig für mich.
Danke, dass ihr mir die Freiheit gebt, hier ich sein zu können!
So, nun aber wieder zurück zum Du und zum Thema dieses Blogposts, das dann doch wieder etwas mit Minimalismus zu tun hat. Es geht nämlich um ein komisches, kleines Gefühl, das ich schon seit Jahren habe, aber jetzt erst so richtig bewusst wahrgenommen habe:
Das schlechte Gewissen… Gegenständen gegenüber.
Jaja, das klingt ein bisschen verrückt. Ich versuche mal, das zu erklären. Und dann würde ich gerne von dir wissen, ob es dir genauso geht. Oder ob ich tatsächlich komplett neben der Spur bin.
Und zwar besitze ich ein paar Gegenstände, die ich wirklich mag. Lieblingsstücke sozusagen. Dazu gehören zum Beispiel meine Lederhandtasche (die ich hier schon mal ausgekippt habe), meine Space-Wallet, ein paar leider ausgetretene Winterstiefel, eine lange Silberkette, mein Kindle und mittlerweile auch meine Notizbuch-Alternative, die Mind-Papers. Diese Gegenstände nehme ich gerne in die Hand, ich benutze sie gerne, ich habe sie gerne in meiner Nähe.
(Ein kleiner Einschub: Dass unter meine Lieblingssachen auch zwei Teile fallen, die ich hier als Rezensionsexemplare erhalten habe, ist kein Zufall. Beide Teile habe ich mir lange und gründlich angeschaut, bevor ich vorsichtig nach einem Rezensionsexemplar gefragt habe.)
Diese Gegenstände sind für mich fast perfekt. Fast. Denn dann fällt mir etwas ein, was nicht ganz so perfekt ist. Und ich fange an zu überlegen, welcher Gegenstand noch perfekter ist und mein Lieblingsstück ersetzen oder ergänzen könnte. Früher habe ich mir immer wieder neue Handtaschen gekauft auf der Suche nach dem perfekten Exemplar. Die Mind-Papers sind gerade meine Baustelle und auch der Grund, warum ich diesen Text hier schreibe: Die Größe A7 ist eine tolle Größe zum Mitnehmen, aber zu klein für umfangreichere Notizen. Also überlege ich, ob ich nicht noch eins in A6 kaufen soll… hach Mist!
Was mich daran hindert: Ich habe meiner perfekten Handtasche oder der eigentlich auch perfekten Karteikartenhülle gegenüber ein schlechtes Gewissen. Denn ich weiß, dass ich sie nicht mehr genauso wertschätzen würde wie jetzt, wenn es da noch einen Konkurrenten gäbe. Ich kann nur eins der beiden Exemplare intensiv nutzen. Währenddessen würde das andere nutzlos in der Ecke liegen. Und das fände ich dann wieder schade.
Ich muss meine Zuneigung zu diesen Dingen (Zuneigung zu Dingen… ich tippe mir grad selber an den Kopf…) also aufteilen.
In den vergangenen Wochen hat die amerikanische Minimalismus-Bloggerin Miss Minimalist, die ich super finde, mehrfach über „The Joy of One“ geschrieben. Also darüber, was so toll daran ist, von jeder Sache nur ein Exemplar zu besitzen. Sie zählt da einige Vorteile auf, unter anderem sagt sie, dass die Reduktion auf eins uns Achtsamkeit und Respekt gegenüber dem Gegenstand lehrt. Vielleicht zeugt es wirklich von Respekt, wenn ich einem Gegenstand gegenüber ein schlechtes Gewissen habe, weil ich ihm nicht meine volle Aufmerksamkeit schenken kann.
Diesen Gedanken werde ich mir für die nächste Entrümpelungs-Aktion im Hinterkopf behalten: Je mehr ich weggebe, desto mehr Respekt zeigt das den Dingen gegenüber, die ich behalte.
Kennst du das Gefühl? Kann man wirklich von jeder Sache nur ein Lieblingsstück besitzen? Besitzt du auch Dinge, denen du so eine komische Zuneigung entgegenbringst wie ich? Oder bin ich doch ein bisschen bekloppt? Das könnte aber auch daran liegen, dass ich gerade „Best of Take That“ höre…
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