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Entrümpeln: Wann ist es genug?

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Unnötig, überflüssig, doppelt – weg damit! Da geht doch noch was, denkt man sich als Minimalist immer wieder, und mistet immer weiter aus. Doch wann ist es genug? Woran merkt man, dass man genug entrümpelt hat?

Auf die Idee für diesen Blogpost hat mich Bine in einer Email gebracht. Das war sogar genau ihre Frage: Wann habe ich genug entrümpelt?

Das hat sie mir geschrieben:

Ich bin seit ca. 2-3 Jahren dabei, mich von Überflüssigem zu trennen. Meine „Problemzone“ waren v.a. etliche Bücher von denen ich mich erfolgreich getrennt habe. Mittlerweile besitze ich nur noch die Bücher, die ich am wertvollsten und schönsten empfinde (v.a. Sachliteratur). Auch CD´s, DVD´s, ungenutzte Sportgeräte… mussten gehen. Nun bin ich an einem Punkt angekommen, an dem ich mich frage: „Geht noch was?“ Und die Antwort ist: „Eigentlich fällt mir nichts mehr ein, was entrümpelt oder weggegeben werden kann.“ Trotzdem erwische ich mich fast täglich dabei, doch noch mal zu schauen, ob was weg kann oder nicht. Da stellt sich mir die Frage: Wann hat man genug entrümpelt? Ich strebe nicht nach einer bestimmten Anzahl von Dingen, wie es manche tun, sondern irgendwie ist da dieser Wunsch danach, noch weniger zu besitzen um noch mehr Platz zu haben, wobei es keine Dinge mehr gibt, die so sinnlos sind, dass sie weg können.

Bine, das ist eine verdammt gute Frage. Und die Antwort darauf kann nur lauten: Das musst du selber wissen. Aber das bringt ja jetzt hier niemanden weiter, also will ich noch ein wenig ins Detail gehen.

Jetzt gerade bin ich zufrieden

Ich hatte auch lange das Bedürfnis, immer noch weniger zu besitzen. Immer weg damit, Yeah, noch mehr Platz! Hatte. Gerade fühle ich mich ganz wohl mit meinem Besitz. Vor einigen Tagen dachte ich: „Pia, du hast echt noch eine Menge Wolle, die du gar nicht brauchst, da müsstest du mal ausmisten.“ Aber dann hatte ich überhaupt keine Lust darauf und habe lieber etwas getan, was mir mehr Spaß macht. Die Sache ist nämlich die: Es stört mich momentan nicht. Ich weiß, dass ich noch vieles besitze, was ich nicht brauche. Würde ich jetzt umziehen, gäbe es noch ziemlich viel einzupacken. Doch mein Besitz belastet mich nicht. Jetzt gerade habe ich genug entrümpelt. Das kann sich jederzeit wieder ändern. Es sieht bei mir noch lange nicht so aus wie man sich das bei Minimalisten vorstellt (deshalb gibt es hier im Blog auch keine Bilder von meiner Wohnung, das überlasse ich anderen ;)). Vielleicht wird es das auch nie. Aber hey, ist doch egal!

Ich glaube mittlerweile, dass mein Bedürfnis, sich von Dingen zu trennen, einen tieferen Grund hatte. Als vor zweieinhalb Jahren meine Leidenschaft für den Minimalismus entbrannte (wow, das ist mal ne starke Metapher) und ich diesen Blog startete, fühlte ich mich irgendwie überfordert. Es gab so viele Möglichkeiten in meinem Leben und ich hatte keinen blassen Schimmer, wofür ich mich entscheiden sollte. Ich hatte das Gefühl, dass ich was verpasse, wenn ich mich für eine Sache entscheide und mich festlege. So ist es ja auch. Man kann nicht alles haben, auch wenn einem das alle möglichen Gurus und Medien immer weiß machen wollen. Wenn du zu einer Sache Ja sagst, sagst du automatisch zu einer anderen Nein. Wir haben alle nicht unendlich viel Lebenszeit. Ja, davon haben wir sogar sehr wenig, und deshalb müssen wir uns entscheiden, was wir damit machen. Und was eben nicht. Was allerdings blöd ist, wie ich jetzt weiß: In Schockstarre verharren weil man sich  nicht entscheiden kann oder will. Lieber macht man etwas und merkt irgendwann, dass es ein Fehler war und fängt eben nochmal von vorne an. Dabei sammelt man immer Erinnerungen und Erfahrungen.

Wie will ich mein Leben leben?

Aber ich schweife ab. Ich hatte damals irgendwie das Gefühl, dass mich etwas zurückhält, und dieses etwas definierte ich nach ausführlicher Minimalismus-Blog-Lektüre als meinen Besitz. Ich ärgerte mich, dass ich so viel Geld und damit Lebenszeit und Energie für Dinge ausgegeben hatte, die ich nicht brauchte und mochte. Das Entrümpeln war meine Methode, diese Fehler zu revidieren und eine Richtung einzuschlagen, die mir nicht ständig ein schlechtes Gewissen machte. Mir ging es, das weiß ich jetzt, nicht um Besitz, sondern um die Frage, wie ich mein Leben leben will. Jetzt weiß ich, dass mir Zeit wichtiger ist als Besitz. Damals dachte ich, ich müsste mehr wollen. Jetzt weiß ich, dass ich zufrieden bin, wenn ich genug habe. Und das habe ich erst durch die Beschäftigung mit dem Minimalismus gelernt.

Für mich war und ist Minimalismus nicht nur Entrümpeln. Ich glaube, ich habe das hier schon zig mal geschrieben, aber ich wiederhole es gerne: Entrümpeln in der Wohnung ist erst der Anfang. Viel wichtiger ist, was wir in unseren Köpfen verändern. Insofern bin ich ganz froh, dass meine Gedanken sich nicht mehr ständig darum drehen, ob ich wirklich 10 Tassen brauche (habe ich jetzt nicht gezählt, es sind bestimmt mehr) oder ob ich meine Haare nicht auch mit der Körperseife waschen könnte, um noch eine Flasche im Badezimmer zu sparen. Ich habe mittlerweile ein Gefühl dafür, was ich brauche und was nicht, und damit auch, was ich kaufen sollte und was nicht. Das beruhigt mich. Die Konsumgesellschaft hat nicht mehr die Kontrolle über mein Umfeld und über meinen Geldbeutel.

Übrigens gucke ich mir sehr gerne Fotos oder Videos von richtigen Minimalisten an. Also den Menschen, die wirklich nur zwei Paar Schuhe besitzen und in einem leeren Zimmer wohnen. Keine Ahnung, woher diese Faszination kommt. Ich bewundere diese Menschen für ihre Selbstkontrolle und besonders dafür, dass sie über ihre Bedürfnisse so genau Bescheid wissen.

Entrümpeln als Methode, die eigenen Bedürfnisse zu erforschen

Und damit komme ich wieder zurück zur Frage, denn das ist eine wunderbare Steilvorlage für einen Übergang: Ich denke, dass man solange entrümpeln sollte, bis man über seine Bedürfnisse Bescheid weiß. Bis man sich selber kennt und genau sagen kann: Das brauche ich, um glücklich zu sein. Und das nicht. Entrümpeln ist an sich ja nur ein Experiment: Man nimmt was weg und guckt, ob es einem fehlt oder ob man ohne vielleicht viel glücklicher ist. Und wenn nicht, dann darf man sich diese Sache meiner Meinung nach auch zurück holen. Irgendwann hat man seine persönliche Balance erreicht, die eigene Wohlfühlmenge eben. Bei einigen sind das das leere Zimmer und die Garderobe, die in die Handtasche passt. Bei anderen ist es eben eine reduzierte Version des vorherigen Besitzes. Und bei anderen ändert sich vielleicht gar nichts, weil sie merken, dass es ihnen mit ihrem Kram schon ganz gut ging, ihr Problem ein anderes war.

Und zum Schluss kommen hier noch drei Entrümpelungstipps für alle, die sich wie Bine fragen, wann es denn mal endlich gut ist:

 
  1. Wenn du keine Lust mehr hast, dann hör auf. Du musst niemandem nacheifern oder eine gewisse Anzahl an Besitztümern erreichen, um zufrieden sein zu dürfen. Du machst das nur für dich, und nicht um dich zu beweisen.
  2. Frag dich, warum du unbedingt Entrümpeln willst. Vielleicht hast du das Bedürfnis, etwas loszulassen, und diesen Wunsch überträgst du auf deinen Kram. Wenn du nicht herausfindest, was dich wirklich belastet, dann wirst du auch nie das Gefühl haben, genug entrümpelt zu haben.
  3. Lass das Entrümpeln nicht dein Leben bestimmen. Ich habe manchmal das Gefühl, dass man Minimalismus auch exzessiv betreiben kann. Wenn die Gedanken daran, was du als nächstes reduzieren kannst, deine ganze wache Zeit bestimmen, läuft meiner Meinung nach etwas falsch. Entspann dich mal und lass den Minimalismus einfach Minimalismus sein.

 

Ab drei Leuten hat man eine Party, dann hat man ab drei Punkten auch eine Liste, oder? Mehr fallen mir nämlich nicht ein…

Liebe Bine, ich hoffe, damit habe ich deine Frage beantworte. Ein bisschen zumindest 😉

Vielleicht hast du, lieber Blogleser, ja noch einen Tipp für Bine: Woran merkt man, dass man genug entrümpelt hat? Oder eher: Wie merkst du das?

 

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Der Beitrag Entrümpeln: Wann ist es genug? erschien zuerst auf MalMini.


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